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Die einzigen mit Handy im Unterricht

Schülersanitäter haben Dienst im wöchentlichen Wechsel

Arbeiter Samariterbund ASB und das Evangelische Schulzentrum in Michelbach haben einen Schülersanitätsdienst gegründet. In 16 Unterrichtsstunden haben drei Schüler und drei Schülerinnen gelernt, mit Kompressen, Schienen und Beatmungsbeutel umzugehen.

Ernst-Walter Hug

Michelbach an der Bilz. Sie heißen Nicole, Simon, Matthias, Lena, Martin und Cécile und sie sind am Evangelischen Schulzentrum Michelbach ganz besondere Schüler. Sie sind die einzigen, die mit Handy aufs Schulgelände dürfen, die einzigen, die es während des Unterrichts eingeschaltet lassen können, ja sogar müssen. "Die Lehrer der Zwölften wissen, was es bedeutet, wenn’s mal mitten im Unterricht bimmelt", erklärt Schulleiter Dr. Jürgen Oelschläger. "Dann dürfen die beiden den Unterricht sofort verlassen. "Und ihren besonderen Status demonstrieren die Schüler auch noch, indem sie sich über die Kleidung grüne Schul-T-Shirts anziehen. Auf dem Rücken steht "Schülersanitätsdienst". Jeweils zwei von ihnen kommen im wöchentlichen Wechsel dran

Drei Schülerinnen und drei Schuler wurden am Ev.Schulzentrum Michelbachzu Schulsanitätern ausgebildet. Stolz präsentieren Lena Braun (vorne) und ihre Kollegen die Ausrüstung,die Schulleiter Jürgen Oelschläger (hinten im braunen Puli) besorgen ließ. Links hinten im rot-gelber Schutzjacke derASB-Vorsitzende Karl-Eugen Alktdörfer,der die Jugendlichen ausbildete und ganz links hinten Donald Davidson,der Verbindungslehrer. Foto:Thumi

Fast müsig zu fragen weshalb die Schüler es auf sich genommen haben, 16 Stunden zu lernen und zu üben, vom ASB Kreisvorsitzenden Karl-Eugen Altdörfer extra Unterricht zu bekommen, an einer Schule die "Diakonie" als Wahlpflichtfach anbietet. "Na, um andern helfen zu können", sagt Lena Braun. Und Simon Jesser nickt bestätigend: "Das bringt einem auch selber was, ich würde sagen mehr Selbstbewusstsein." Martin Rehm ergänzt: "Was ich hier gelernt habe, das kann ich auf jeden Fall auch im späteren Leben gebrauchen." "Demnächst schon, wenn die Führerscheinprüfung ansteht", meint Matthias Wieland.

Im Prinzip bieten alle Hilfsdienste solche Ausbildungen zu Schüler-Sanitätern an, die Malteser, die Johanniter, der ASB und das DRK. Im Landkreis Hall dürften es in der Praxis aber nur das DRK und der ASB sein. Malteser gibt es im Kreis kaum Aktive, die Johanniter engagieren sich bei Fahrdiensten. Schülersanitätsdienste gibt es vom ASB am Evangelischen Schulzentrum Michelbach und an der Hauptschule in Obersontheim, der Schule an der Karl-Eugen Altdörfer Schulmeister ist. Außerdem so der ASB Kreisvorsitzende liege eine Anfrage des Albert-Schweizer-Gymnasiums in Crailsheim vor. Vom Deutschen Roten Kreuz wird an der Ganztagesschule in Schrozberg ein Schülersanitätsdienst betreut sowie am Schulzentrum in Mainhardt am Gymnasium in Gaildorf und am Haller Erasmus Widmann Gymnasium. Eine Anfrage kam vom Haller St. Michaels Gymnasium, Erste Hilfe Kurse von engagierten Lehrern gibt es am Lise Meitner Gymnasium in Crailsheim, an der Schlossschule in Kirchberg, am Gymnasium Gerabronn sowie den Hauptschulen in Untermünkheim und Sulzbach-Laufen. DRK. Vom Ausbildungsleiter des DRK Kreisverbandes, Martin Setzer wurden solche Erste Hilfe Kurse gegeben an Schulen in Schwäbisch Hall, Honhardt und Stimpfach.

Betreut wird die Gruppe von Lehrer Donald Davidson. Er organisiert gerade mit den Schülern eine Art Werbetour durch die Klassen neun und zehn. Denn bald kommen die Zwölfter in die Abi-Klasse und der Nachwuchs muss rekrutiert werden. "Lieb ist uns immer, wenn’s ein paar mehr sind, als nachher tatsächlich im Sanitätsdienst gebraucht werden", sagt Karl-Eugen Altdörfer. "Denn es gibt immer ein paar, die aus den verschiedensten Gründen die 16-stündige Ersthelfer-Ausbildung nicht zu Ende machen oder aussteigen, weil sie merken, dass sie kein Blut sehen können." Doch genau da müssen die Schülersanitäter ja helfen können, Kompressen anlegen, ein gebrochenes Bein fixieren, einen geschockten Verletzten betreuen, bis Notarzt und die professionellen Sanitäter eintreffen. Und denen sollten sie eine sachkundige Übergabe des Betreuten machen können. So enthalten die beiden First-Aid-Tornister, die die Schule zusammen mit Warnwesten für die Schülersanitäter angeschafft hat, neben dem üblichen Erste-Hilfe-Sortiment auch Blutdruckmessgerät, einen Beatmungsbeutel und eine Rolle der flexiblen Schienungshilfe SamSplint. "Gebraucht habe ich davon noch nichts", mein Cécile Milz. Und Nicole Büchele ergänzt:"Es gab ja auch noch keinen echten Notfall, zum Glück. Aber wir sind da, wenn’s einen gibt!"

 

 

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