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Kraft Masse und Beweglichkeit

Eine Medaille und ein schwarzer Helm mit
Bundesadler bleiben vom Europameistertitel

Ernst-Walter Hug

Einmal Sevilla und zurück: für Unicorns Guard Felix Broecker wurde das diesen Juli Wirklichkeit. Mitgebracht hat er einen Europameister-Titel, eine Medaille und viel Erfahrung
Wer einem jungen Mann von der Statur des Felix Broecker einfach so auf der Straße begegnet, denkt wohl zuletzt an Sport und sportliche Bestleistung, nicht einmal jetzt zu olympischen Zeiten. Doch einer wie Felix Broecker muss so aussehen: Kraft, Masse und Beweglichkeit sitzt da auf den Knochen, Muskeln vom sportlichen Training und aus dem Fitnessstudio. Felix Broecker aus Witzmannsweiler, einem der Teilorte Michelfelds oben am Rande des Mainhardter Walds, ist Europameister. Gerade geworden. In Sevilla, Spanien. Und nicht ganz ohne Stolz zeigt er die Medaille, meint aber, man fühle sich nicht viel anders als zuvor ohne. Aber gefreut haben sich die Jungs natürlich, als sie in Spanien Europameister wurden. Ach so. Die Jungs, sie waren - sie sind die Jugendnationalmannschaft im American Football. Und Felix Broecker ist Offense-Line-Spieler, Guard, einer der "dicken Brocken", die gegnerische Spieler davon abhalten müssen, dass die an den Quarterback oder den Ballträger rankommen.
In Spanien haben die Line-Spieler dies sehr erfolgreich getan. Denn man konnte alle Spiele des Turniers gewinnen 34:7 gegen die Finnen, 20: 7 gegen die Dänen und 7:0 gegen die Oesterreicher. "Im Endspiel schließlich trafen wir auf die Schweden", erzählt Felix Broecker. Drei Quarters lang gab es keinen einzigen Punkt. Wir waren schon ziemlich gleich stark. Dann sind wir Anfang des letzten Viertels doch in Reichweite der Endzone gekommen und konnten wenigstens ein Fieldgoal erzielen."
Das brachte die ersten drei, knapp drei Minuten vor Schluss ein Touchdown die letzten sechs Punkte des Spiels. 9:0 konnte man die Schweden in Schach halten.
In Schach halten: viele halten American Football ja für so etwas ähnliches wie Schach auf dem Rasen. Denn es geht darum, die Spiele richtig zu platzieren, Spielzüge des Gegners vorauszusehen, gegnerische Spielzüge zu blockieren.
"Wir müssen schon ganz schön viel auswendig lernen, Spielzüge und Varianten", meint Felix Broecker. "Da ist schon viel Theorie dahinter. Und wenn du bei den Probetrainings für die Nationalauswahl ein paar mal Fehler machst, die hätten vermieden werden können, dann bist du schnell draußen. Und du musst die entsprechende Körperlichkeit mitbringen. Ich dachte schon, mit meinen 1.91 - ich war da einer der kleinsten im Kader, dass ich die da nicht mitbringe." Als er dann aber die entsprechende eMail bekam, Tage nach dem Sichtungstraining, da wusste er, dass er von den 250 eingeladenen Jugendspielern aus den Mannschaften der Jugendbundesliga einer der 45 Spieler war, die in den Augen der Trainer bestanden hatten. "Das bedeutet dir schon was", sagt Felix Broecker. Und natürlich liebäugelt er damit, auch in die Nationalmannschaft der aktiven Spieler zu kommen. "Aber das ist nochmal eine Ecke schwerer".
Jetzt will er erst mal in der Bundesligamannschaft der Unicorns Fuß fassen. Zwei Spiele hat er für sie schon gemacht. Zwei weitere stehen für diese Saison noch an. Ganz links oder zweiter von links in der Line, das ist seine Lieblingsposition. "Aber wenn sich einer der Spieler verletzt oder so, dann musst Du auch die Seite wechseln können", sagt er. Er selbst ist von großen Verletzungen bislang verschon geblieben. "Aber das kannst du nicht kalkulieren, das Risiko ist immer dabei, gerade in dieser Position im Spiel ohne Ball. Am gefährdetsten sind die Finger, die Ellbogen, die Schultern. "Ach eigentlich der ganze Kerl", grinst er. Deshalb tragen wir ja die dicken Polster unterm Trikot. Bei 40 Grad im Schatten, wie in Spanien, schwitzt man da unbändig. Da war es ganz gut, dass wir praktisch in jeder Position doppelt und dreifach besetzt waren und nach jedem Drive ausgewechselt werden konnten." Ganz anders bei den Unicorns. Da ist gerade die Offense-Line etwas das Sorgenkind. Kann er da, als frisch gebackener Europameister etwas daran ändern?
"Ich werd’ mein Bestes versuchen sagt Felix Broecker und man glaubt kaum, dass so ein 1.91 Meter-Brocken so "schüchtern" lächeln kann.

 

 

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