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Imkerei / Für Laien beginnt jetzt das Bienenjahr

Das Ende der Winterkugel

Etwa 300 Völker bräuchte ein Imker, der ausschließlich von Bienen leben wollte

Bibersfeld Richtung Wielandsweiler, vor dem Wald am Parkplatz 400 Meter rechts einen Feldweg entlang geht’s zum Lehrbienenstand und Vereinsheim des Bezirksimkervereines Schwäbisch Hall. Dort finden auch die monatlichen Treffen statt, bei denen gern Neugierige und Neulinge willkommen sind.

Ernst-Walter Hug

Hall. Je nach Klima und Pflege der Bienen sammelt ein 30.000-Bienen-Volk pro Jahr soviel Nektar, dass ein Imker davon 25 oder gar 30 Kilogramm Honig ernten kann. Um ausschließlich davon leben zu können, müsste ein Imker etwa 300 Bienenvölker halten und pflegen.
Friedrich Kźmmerer ist nebenberuflicher Imker in Veinau bei Schwäbisch Hall. Er hŠlt sich etwa 150 Bienenvšlker, die ihm JŠhrlich zwischen drei und vier Tonnen Honig liefern Foto: archiv

Interesse für Bienen und die Imkerei geweckt hat in jüngster Zeit der Zeichentrickfilm "Bee Movie”. Ob’s daran liegt oder an der guten Verbandsarbeit: im vergangenen Jahr, so der Veinauer Imker Friedrich Kümmerer haben sich 15 Neulinge dem Haller Bezirksimkerverein angeschlossen. Auch zu den öffentlichen Veranstaltungen des Vereins kommen regelmäßig 40 bis 50 Interessenten. Die nächste öffentliche Hauptversammlung findet im Bühlertanner Bären am 1. März statt. Sprechen wird dort ab 19 Uhr Heilpraktikerin Rosemarie Bort über Heilanwendungen mit Honig.
Für den Laien beginnt jetzt, wenn es wieder wärmer wird und die ersten Bienen ausfliegen, das Bienenjahr. Doch eigentlich hat das schon im Spätsommer vergangenen Jahres begonnen, so Friedrich Kümmerer, der selbst etwa 150 Bienenvölker hält. Im September, wenn die Blütensaison vorbei ist, werden die Bienenvölker begutachtet. Geschaut wird dann vor allem nach dem Gesundheitszustand der Bienen. Sie leiden weltweit an einer ursprünglich aus Neuguinea stammenden Milbenart, die in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts auch in Deutschland eingeschleppt wurde. Mit Oxalsäure, Ameisensäure oder einer Thymol genannten, aus Thymian gewonnenen Substanz werden die Varroa-Milben bekämpft, zweimal jährlich: am Ende der Sammelzeit und bei Bedarf noch einmal im Winter. Zuvor müssen die Bienenvölker, die ja nicht wirklich Winterschlaf halten, sondern sich nur im Innersten ihres Stocks zu einer sogenannten "Winterkugel” zusammenballen, mit Zuckerwasser gefüttert werden, damit sie über die kalte Jahreszeit etwas zu fressen haben. 15 bis 20 Kilo Zucker bekommt ein Volk in mehreren Gaben.


Erster Ausflug der Bienen, nachdem sie ihre Winterkugel aufgelöst haben. Das passiert bei Temperaturen von gut 10 Grad und etwas Sonne auf den Bienenstand. Foto: pv

Jetzt Ende Februar, Anfang März, wenn die Temperaturen über zehn Grad steigen und die Sonne auf einen Stock scheint, fliegen bereits die ersten Arbeiterinnen aus und suchen nach Blütenpflanzen (Hasel, Weiden). Probleme, so Imker Kümmerer, ergeben sich, wenn die Pflanzenwelt nach warmen Wintern sich schneller entwickelt, als die Bienenvölker. Dann stehen die Frühlingsblumen aber auch blühende Ackerpflanzen wie der Raps in voller Blüte und es gibt noch nicht genügend Bienen.
Für ein Kilogramm Honig müssen 1000 Bienen rund 200 Tage arbeiten. Sie fliegen dabei rund 40.000 Kilometer und besuchen im Umkreis von mehreren Kilometern um ihren Stock rund 800.000 Blüten Ein Volk von 30.000 Bienen produziert aus 50 Kilo Nektar und Pollen rund 20 bis 30 Kilogramm Honig. Der Bezirksimkerverein Schwäbisch Hall ist zu erreichen über
Rolf Riek in Bühlerzell
Telefon 07904-702.
eMail: rolf.riek@arcor.de
web: biv-schwaebisch-hall.de
Apropos Raps: mit Sorge betrachten die Imker die jüngsten Entwicklungen bei genveränderten Nutzpflanzen. Schon heute wird von den großen Honigabfüllern kein kanadischer Rapshonig mehr aufgekauft, weil es dort keine "gen-freie” Rapsblüte mehr gibt. Allerhöchstens 0,9 Prozent darf der Anteil von genveränderten Pflanzenpollen im Honig betragen. Geht’s darüber ist solch ein Honig unverkäuflich. Kein Honigverkauf, keine Imker, keine Bienenvölker, keine Bestäubung, kein Obst und keine anderen Früchte, die auf Bienenbestäubung angewiesen sind. Die Gesellschaft tue sich mit der Gentechnik keinen Gefallen, so die Imker.

 

 

 

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