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Namensänderung / Aus TLON wurde iPLON, die infranet-company

Wenn Sensoren mit Computern chatten

Victor Thamburaj entwickelt in Hessental vernetzte Energieregionen - die "Ti"-Klage ist jetzt abgehakt

Maschinen einer Firma kommunizieren miteinander, die Geräte eines Hauses "wispern" und "flüstern", alle Solarpanels auf den Dächern funken Spannungswerte und der Sensor tief im Gärturm der Biogasanlage vor dem Dorf "brummt" etwas von 68 Grad: sie alle sind im Energiezentrum des Ortes miteinander vernetzt. Was meist Vision ist, kann schon bald Realität sein - dank der selbstentwickelten, hochflexiblen Chips der Haller Firma "iPLON" samt zugehöriger "open source"Software, um das Sensoren-"Sprachgewirr" zu entschlüsseln und auf die Reihe zu bringen.

Ernst-Walter Hug

Hall. Die im Haller Teilort Hessental im Hochhaus der ehemaligen Fassfabrik residierende Firma "iPLON", sprich "ai-Pi-Lon", hieß früher mal "TLON", sprich "ti-Lon". Sie beschäftigt sich mit der Entwicklung von LONs, von Local Operating Networks, mit denen am Computer Betriebe überwacht, Betriebsprozesse optimiert oder ganze Anlagen gesteuert werden. Besitzer und Gründer der Firma ist der Inder Victor Thamburaj.


System Integrator MNichael Vogelmann und Firmengründer Victor Thamburaj sind ständig am Ausprobieren neuer Komponenten. Foto Hug

Was also lag 1996 bei Gründung der Firna näher, als den Anfangsbuchstaben des Familiennamens vor die Bezeichnung des Arbeitsgebietes zu setzen und daraus einen in einprägsamen Firmennamen zu generieren. Doch an der Sprechweise merkt schon jedes in Werbung geschulte Kind: das konnte nur begrenzte Zeit lang gut gehen. Da gibt es doch in einer verwandten Branche einen Global Player, der hat in die Entwicklung seines Markennamens, auch mit dem T (sprich "ti"-), abgeleitet von der sinnigen Silbe Tele-, viel Geld gesteckt. Man spricht in der Branche immerhin von rund zwei Milliarden €uro.
Nein. Der Riese hat nicht großzügig über die kleine Haller Firma hinweggesehen: er hat sie - fünf Jahre nachdem sie 1998 ihren Namen hat eintragen lassen - abgemahnt und weitere drei Jahre später verklagt. Auf eine halbe Million setzten die Anwälte den Streitwert, damit auch ihr Honorar entsprechend ausfiele, im Falle des Falles...
Dass Daniel gegen den Riesen Goliath siegreich ist, stimmt nur im Märchen aus tausend und einer Bibel. Vor den Gerichten der wirklichen Welt aber...? Da gibt’s nur den Mut des Unternehmers und seiner Mitarbeiter, mit leicht verändertem Namen weiter zu machen: das "T" ist weg, "iP" ist neu: "iP" für Internet Protokoll, die Verschlüsselungsbasis sämtlicher Datenübertragung in öffentlichen Netzen. "Wir nutzen die Chance, Ihnen unser Unternehmen mit erweitertem Leistungsspektrum neu zu präsentieren", schrieb Vicztor Thamburaj an seine Kunden. Die Infranet-Company heißt jetzt "iPLON".
Infranet? Das ist die Datenebene, auf der die Sensoren miteinander kommunizieren. Holt man sich die Daten auf den firmenintern vernetzten Computer, sind sie im Intranet des Betriebes. Werden sie über das iP-Protocol ins weltweite Netz entlassen, sind sie im Internet und können dort abgerufen aber auch angesprochen werden. Das Energiezentrum in Wolpertshausen etwa überwacht und optimiert so seine Solaranlagen.
Victor Thamburajs Vision aber ist die Vernetzung des gesamten Dorfes. Wo wird wieviel Energie verbraucht, gibt es tageszeitliche Schemata des Verbrauchs von Strom und Wärme, abhängig von Jahreszeiten und wie kann ich diese mit der Erzeugung von Energie über Wind, Wasser, thermische und elektrische Solaranlagen und mit dem großen Biogaskraftwerk vor dem Dorf verbinden? Für Thamburajführen diese Fragen zur Entwicklung eines virtuellen Kraftwerkes, über das im optimierten Zustand sicherlich 30 Prozent des heutigen Energieverbrauches eingespart werden können. Und die Idee lässt sich weiterspinnen in die Stallungen der Landwirte, die Düngung auf dem Feld, den Vertieb der erzeugten Lebensmittel, den Kühlschrank, der eine Einkaufsliste zusammenstellt, wenn das Gemüsefach leer ist und Butter, Milch und eier zur Neige gehen...

 

 

 

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