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Abenteuer / Mit Rucksack und Isomatte durch Mittelamerika

Aussteigen auf Zeit

Job gekündigt, Wohnung aufgelöst: Georg Häfele trampt durch Mittelamerika - Abflug 28. Februar

Ist es Abenteuerlust, Reisefieber, die Furcht, im Alltag zu versumpfen, die Sehnsucht nach neuen Zielen? Von allem ein bisschen wohl. Ein zweimonatiger Neuseeland-Aufenthalt hat ihn auf den Geschmack gebracht. Jetzt hat Georg Häfele seinen Job gekündigt, seine Wohnung aufgelöst und sich ein Ticket nach San Salvador gekauft

Ernst-Walter Hug

Mainhardt. Er wird im März 26, ist gelernter Zimmermann und obwohl er nicht wie viele seiner Berufskollegen zu Beginn seiner Gesellenzeit in schwarzer Kluft auf der Walz war, scheint ihm das Reisefieber seiner Berufskollegen doch auch im Blut zu liegen. "Work und Travel" war das Motto einer fast zweimonatigen Rucksackreise durch Neuseeland, die ihn vor zwei Jahren auf den Geschmack gebracht hat. Seitdem wuchs in ihm, bei aller Liebe zum Beruf, das Gefühl, dass es Zeit für etwas anderes sei. So etwas wie die Furcht vor dem Alltagstrott, das Gefühl, nie etwas anderes zu machen, wenn mans jetzt nicht tut.
Nicaragua, das ist ein Name, dessen Klang allein ihn zu Grund-schulzeiten schon faszinierte, zu Zeiten, als das Land wegen seiner gesellschaftlichen Probleme viel in den Fernseh- und Rundfunknachrichten war. Nun soll das Land ein Schwerpunkt von Georg Häfeles Reise durch Mittelamerika werden. Festlegen wie und wann und unter welchen Umständen, das will und kann er auch nicht. Sein Iberia Flug geht von Frankfurt über Madrid und Guatemala City nach San Salvador. Dort will er sich nach Leuten umschauen, die wie er mit Rucksack und Isomatte die Länder Mittelamerikas bereisen. Da gibt es eine richtige Szene, ähnlich wie das vielleicht Anfang der 70er mit den Leuten war, die nach Indien gegangen sind...
Spanisch lernen, ist eine seiner ersten Übungen, die Georg Häfele sich nach seiner Ankunft dort antun will. Und dann per Anhalter, zu Fuß, mit dem Bus, vielleicht mit der Bahn durch die Länder tingeln, da und dort etwas arbeiten, kein Geld verdienen, eher etwas wie Entwicklungshilfe leisten und für Kost und Logie beim Aufbau von Hütten, Häusern, ganzen Projekten helfen..., das sind so seine Vorstellungen. Aber nichts steht fest, außer einem Zielpunkt in einem halben Jahr: Lima, die Hauptstadt von Peru. Von dort geht im Herbst sein Flug zurück nach Europa. Was ihn dazwischen mit seiner Vergangenheit verbindet, ist in den weni-gen Habseligkeiten in seinem 70-Liter-Rucksack: Etwas Kleidung, seine Kameras, ein mp3-Player, etwas Reiseliteratur - die Bibel und ein Roman von Terry Pratchett. Alles andere will er auf sich zu kommen lassen.
Bilder will er machen, Fotos, die er vielleicht an Magazine verkaufen kann, Bilder, zur Illustration eines Reiseberichtes, eines Reisebuches... Genaue Vorstellungen dazu entwickeln sich erst, so wie sich die gesamte Reise von der Vorstellung bis jetzt zu ihrer Verwirklichung langsam entwickelt hat. Und jeder größere Schritt hat Bedenken und Überwindung gekostet: die Kündigung der Wohnung, sie setzte ein Datum, die Kündigung des Jobs, der Kauf des Flugtickets. Da gab es Freunde, die ihn bestärkten, Freunde und Verwandte, die Bedenken hatten. Sie alle will er übers Internet auf dem Laufenden halten - Internetcafés gibt es schließlich auch in Mittelamerika - doch nicht nur per eMail. Da wäre z.B. eine Internetseite auf der Georg Häfele regelmäßig seine Erlebnisse in Wort und Bild be-richten will. Auf einem anhängenden Gästebuch kann man mit ihm auch kommunizieren und wer nicht jeden Tag nachschauen will, kann sich die Reiseberichte per Newsletter auch zuschicken lassen. Die moderne Technik mildert die Ungewissheit der zurückgelassenen Lieben doch ungemein.

 

 

 

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