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Kirchenmusik / Jahresabschlusskonzert in Sankt Michael

Mit großem Potential

Kleines Orchester aus Jugend-Musiziert-SiegerInnen musizierte unter Leitung von Kurt Enßle

Vierzehn 16 bis 20 Jahre junge Musiker und Musikerinnen, allesamt Preisträger des Jugend-Musiziert-Wetbewerbes 2005 und Mitglieder des Landes-Jugend-Orchesters eingeladen hatte der Arbeitskreis Kirchenmusik St. Michael zu einer 'Arbeitsphase mit anschließendem Konzert', dem Jahresabschlusskonzert 2005 unter Leitung von Kirchenmusiker Kurt Enßle

Ernst-Walter Hug

Schwäbisch Hall. Ganz zart mit langgezogenen Geigenklang, begleitet von leisen Cembaloklängen begann das Konzert am Freitag Abend in St. Michael: die berühmte "Aer" von Johann Sebastian Bach stimmte - außerprogrammmäßig - ein auf das kommende Konzert. Zwei, drei Zuhörer unter den rund 200 im Kirchenschiff verzogen auch noch beim programmgemäßen "Brandenburgischen Konzert Nr 3 in G-Dur" das eine oder andere mal das Gesicht, weil unsauberes Zusammenspiel der Geigenstimmen in den Ohren weh tat. Nein, keine falchen Töne: wenn mehrere Bratschen oder Geigen die gleichen Melodien spielen, und das so herausgehoben 'einzeln' wie im "Brandenburgerischen", wo sich die Instrumente die Melodiebögen gegenseitig zuschieben, da reichen einige Schwingungen Abweichung...
Glücklicherweise war das, was sich da an jungen Musikern in der Kirhenmitte vor der Kanzel aufgebaut hatte, alles andere als ein Schulorchester, so dass die besagten Gesichtsmusskeln nur an ganz wenigen Stellen bemüht werden mussten. Was die jungen Musiker nach nur einem Tag Probe boten, das hatte Potential für große Klasse
Besonders deutlich wurde dies beim Zusammenspiel mit den beiden Violinsolistinnen Freya Schrietter und Anne Rothaupt im so genannten "Weihnachtskonzert", dem Concerto Grosso in C-Dur von Franzesco Manfredini, dessen Darbietung vom Publikum schon deutlich mehr Beifall erhielt als zuvor das "Brandenburgische"

Durchnittlich 18 Jahre alt waren die jungen Musiker, die das Jahresabschlusskonzert in der St Michaelskirche bestritten.

Viel Beifall gab es auch für das Solistenpaar Anne-Suse Enßle und ihre F-Blockflöte sowie Christian Hengel am Fagott bei Telemanns "Concerto a6". Erstaunlich wie klar und hell die Töne der Blockflöte sich gegen das begleitende Orchester in den Kirchenraum hinauf hoben. Gewünscht hätte man sich bei diesem Stück allerdings einen weniger hell erleuchteten Kirchenraum: nur das durch die hohen Spitzbogenfenster hereinquellende gelbe Licht der Straßenbeleuchtung draußen, den Wiederschein der Leuchten, die das Gotteshaus anstrahlen und das Glitzern der Kerzen am großen Weihnachtsbaum im Chor... Aber man kann nicht alles haben. War ja auch nur ein subjektiver Stimmungswunsch. Doch die Aufführung dieses Werkes war wohlgelungen. Selbst Dirigent Kurt Enßle strahlte nach dem Verklingen der letzten Töne verhalten in den Applaus, nickte seinen jungen Musikern anerkennend zu.
Stärkstes Stück des gesamten Konzertes aber - auch das wieder nur subjektives Empfinden - das war die Version VI von "Fratres" des estnischen Komponisten Arvo Pärt, der erst vor wenigen Wochen seinen 70sten Geburtstag feierte. Ein Zeitgenosse, der mittelalterlich, ja fast archaisch anmutende Musik komponiert, die dennoch nicht verleugnen kann, dass sie aus dem 20. Jahrhundert stammt. Musik, die sich nach den Bachs und Telemanns wie ein Fremdkörper in den Raum stellte. Fremdkörper? Nur ein kurzer erster Eindruck. Das Gegenteil war der Fall. Die mehr und mehr mittelalterich wirkenden Klänge harmonierten mit den hoch aufstrebenden Steinsäulen des Kirchenschiffs. Tempelklänge aus früheren Zeiten?..., Es war das emotional wohl stärkste, aber am schwierigsten zu beschreibende Stück des gesamten Abends, der - als runder Bogen zum Beginn - seinen Abschluss mit dem d-moll-Konzert von Johann Sebastian Bach fand. Aus fernen Tempelräumen wieder zurückgeholt wurde das Publikum in die 'normale' Gegenwart des Kirchenraumes mit seeligem Wechselspiel zweier Geigen der Solistinnen Luca Bognar und Karla Beyer in typisch Bach'scher Tonsetzung, die dem begleitenden Orchester wenig mehr Spielraum lässt, als die Funktion eines Generalbasses zu übernehmen.
Wer solistisch hervortritt muss auch den Dank und den Applaus des Publikums entgegennehmen: da zeigte sich dann doch, dass die Musiker und Musikerinnen noch sehr jung waren, sich fast etwas 'genant' gaben, als sie ihr verdientes Lob zum Schluss des Konzertes abholten. Nicht ganz dem Schluss. Denn damit der Abend nicht so ganz in Moll ausklang, spielten die jungen Künstler als Dreingabe nochmals den 3. Satz aus Bachs Brandenburgischem Konzert. Fröhliche Stimmung für den Nachhauseweg,.

 

 

 

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