Personen / Herbert Buchheim feiert 75. Geburtstag
Als Tauchen im Roten Meer noch Abenteuer war
Mit Filmen, Diavorträgen wurden Gebrüder
Buchheim über Region hinaus berühmt
Herbert Buchheim feiert heute am 28. Juli seinen 75. Geburtstag. Als
der damals 25-jährige aus dem kleinen Ort Wüstenbrand bei
Chemnitz nach Hall kam, da brachte er auch einen Traum aus Kindertagen
mit. Meerestaucher, wie der schon vor dem Krieg berühmte Hans Hass
wollte er werden. Jetzt war er im Westen, jetzt hatte er die Freiheit
den Traum zu verwirklichen. Und als zwei Jahre später sein sieben
Jahre jüngerer Bruder Heinz aus Karl-Marx-Stadt, wie damals Chemnitz
hieß, dazustieß, machten sich die Gebrüder Buchheim
an die Realisation des Traumes.
Ernst-Walter Hug
Hall. Gefreut haben sich nicht
nur Herbert Buchheim selbst, sondern auch sein Bruder Heinz, seine Frau
Dagmar (eine geborene Eckert aus Gailenkirchen) und seine Schwägerin
Bärbel, dass sich die Öffentlichkeit erinnert. Sie waren damals
in den 60ern ein 'unschlagbares Team' gewesen. Reisen in Ferne Länder
waren damals noch Abenteuer, farbige Filme und Dia-Vorträge in
den Volkshochschulen und Gemeindesäälen eine Sensation: Fernsehen
begann damals um 17:20 Uhr und beendete meist kurz nach 22 Uhr seine
schwarz-weißen Sendungen.
Unseren ersten Film über eine Tauchreise nach Spanien im Jahr
1958, den haben wir später nur noch als skurilen Vorfilm gezeigt,
lächelt Herbert Buchheim.
Tauchen das war seine große Leidenschaft. Das Präsentieren
dessen, was er gemeinsam mit Bruder und Team erlebt hatte, ebenso. Ist
es eigentlich auch heute noch. Fotos von damals, 4x5 inch-Bilder aus
einer Linhoff und 6x6 Dias aus einer Rolleiflex, sind auch heute noch
so brillant, dass er davon im Selbstverlag kleine Fotobildbände
herausgebracht hat, Rotes Meer, Marokko... jeweils nur ganz wenige Exemplare.
Wenn sich da ein großer Verlag finden würde...?
Damals, in der 60er Jahren, hatten sie - nach ihren ersten Erfolgen
- namhafte Sponsoren: VW zum Beispiel: Das Wolfsburger Werk stellte
den Buchheim-Expeditionen VW-Bullys zur Verfügung: Gegenleistung:
ein 16 Millimeter-Farbfilm -gedreht auf einer Bolex-Kamera. Oder Touropa-Reisen.
Gegenleistung auch hier: Filme, die dann sogar in den Kino-Vorprogrammen
und -Werbetrailern liefen. Touropa sorgte für Hotels und den Transport
der zuletzt auf 540 Kilogramm Gewicht angewachsenen Ausrüstung.
Taucherausrüstungen, Kameras und Kameragehäuse, meist Eigenkonstruktionen
von Burder Heinz - in einem konnte man sogar unter Wasser die Objektive
wechseln - Scheinwerfer, die mit langen Kabeln von der Oberfläche
mit Strom versorgt wurden...
Ein bisschen ist die Geschichte der Gebrüder Buchheim, die übrigens
Mitte der 60er-Jahre in Hall eine selbst vom Fernsehen beachtete Doppelhochzeit
feierten und auch heute noch Haus an Haus im Haller Osten wohnen, wie
die Schlusssequenz im etwas skurrilen Kinofilm "Die Tieefseetaucher",
der Anfang des Jahres in den Kinos der Welt zu sehen war: da sitzen
die Protagonisten nach anstrengender 'Jagd' auf einen großen Hai
in einem winzigen U-Boot und starren in die Tiefe des Meeres. Für
einen atemlosen Moment taucht der gigantische Jaguar-Hai auf und verschwindet
in der schwarzen Leere, ein endloser Augenblick, ein wunderschönes
Fantasiegebilde, eine Metapher: das Leben als eine einzige Suche nach
dem Riesenfisch.
Alle Anstrengungen der jungen Gebrüder Buchheim - Herbert, der
eigentlich Fotograf werden wollte - arbeitete als Kaufmann im Außendienst,
Bruder Heinz war Werkzeugmacher - waren darauf gerichtet, alle zwei
Jahre eine Expedition zu organisieren: Rotes Meer, Ceylon, Marokko,
Brasilien... Und oft schon waren die winterlichen Vortragsveranstaltungen
("und ich habe immer frei gesprochen, ohne großes Manuskript,
immer orientiert am Publikum") schon ausgebucht, bevor Film und
Diaschau im Kasten waren. Aufgehört haben die Buchheims als die
Säle noch voll waren: Anfang der 70er. Beide hatten Familie, Kinder...
und die Zeiten waren anders: es gab Farbfernsehen und Reisen in ferne
Länder wurden mehr und mehr für jedermann erschwinglich. Kein
Starren in schwarze Säle mehr nach dem Riesenfisch.
Und jetzt: Herbert Buchheim 75?
"Na ja", sagt er. "das ist Fakt..." (obwohl er körperlich
fit und sehr sportlich ist", wirft Ehefrau Dagmar ein) "...
aber mein Kopf , mein Denken, mein Fühlen ist mindestens(!) 20
Jahre jünger.
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